Ernst Wilhelm Wolf: Streichquartette
Als Ernst Wilhelm Wolf nach seinen Jenaer Studienjahren und kurzen Episoden in Leipzig und Naumburg mit 25 Jahren zu einer Reise nach Italien aufbrach, konnte er nicht ahnen, dass sein Vorhaben schon bald darauf in Weimar enden sollte, wo er gegen Neujahr 1761 eintraf. Weimar, die Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, die sich ab 1772 zunehmend als Zentrum der Klassischen Literatur etablierte, wurde Wolfs Bestimmungsort. Im Weimarer Musikleben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde er vor allem in seinem Amt als Hofkapellmeister zu einer zentralen Figur. In seiner Amtszeit entwickelte sich die seit 1776 offiziell bestehende Hofkapelle zu einem leistungsfähigen Ensemble, was nicht zuletzt dadurch gelang, dass er den Aufbau einer Musikaliensammlung initiierte, die quantitativ und qualitativ mit weit größeren Residenzen mühelos konkurrieren konnte und in der insbesondere die Instrumentalmusik der Wiener Klassik einen hohen Stellenwert hatte. In seinem eigenen kompositorischen Schaffen widmete sich Wolf unter den Kammermusikgattungen für mehr als ein Instrument am ausgiebigsten dem Streichquartett bzw. dem Quartett für vier Streichinstrumente. Dabei gelang es ihm, die Einflüsse verschiedener vorklassischer Traditionen mit den Impulsen, die von Haydn und Mozart ausgingen, auf originelle Weise zu verknüpfen. So finden sich in seinen Quartetten neben Sätzen, die an den Typus der barocken Triosonate angelehnt sind, auch tänzerisch geprägte Galanterien, empfindsame langsame Sätze und schließlich Sätze mit klassischer Periodenstruktur. Den eigentlichen Höhepunkt in Wolfs Quartettschaffen bilden die hier erstmals eingespielten drei Quartette der Serie op. 3, denen Wolf mit seiner Vorliebe für Kontraste – die sowohl harmonisch bzw. melodisch (Chromatik) als auch satztechnisch oder instrumentatorisch erzeugt werden – effektvoll und handwerklich geschickt einen besonderen Reiz verleiht.